Mobile Toilette
Projekt Endeavor
23. April 2022

Unser Camper gibt uns viel Flexibilität auf unseren Reisen, hat aber natürlich auch ein paar Nachteile. Weil unser kleiner Bus keine Dusche oder Toilette hat, müssen wir unsere Übernachtungsplätze etwas sorgsam auswählen, um etwa auf Toilette gehen zu können. In der Praxis schränkt uns das leicht ein, weswegen wir künftig eine "Notfalltoilette" mitnehmen möchten. Dafür gibt es natürlich einige Optionen am Markte, die aber entweder sehr wackelig sind, zu groß für unsere Verstaumöglichkeiten, oder auch zu teuer sind. Was wir brauchen ist eine maßgeschneiderte Trenntoilette für unseren Bus. Wie üblich hielt ich DIY für die beste Option.
Das Grundprinzip einer Trenntoilette ist recht einfach: Eine Trennwand in der Toilettenschüssel separiert Festes (hinten) von Flüssigem (vorne), wodurch beides in verschiedenenen Tanks gesammelt werden kann. Etwas bessere Modelle kommen noch mit Ventilen zur Geruchsminderung und Absorbermaterial, um die Fekalien zu bedecken und so Geruch zu mindern. Die Flüssigkeiten können dann bei Gelegenheit in einen Kanal gegossen werden, während die festen Bestandteile kompostiert werden können.
Design
Obwohl das Design einer Trenntoilette prinzipiell nicht kompliziert ist, so erfordern unser Rahmenbedingungen doch einige spezielle Berücksichtigungen.
Das Größenproblem
Die stärkste Einschränkung für uns ist die Größe. Die Toilette muss unter unserem Bett verstaubar sein, was die Höhe auf etwa 25 cm begrenzt. Das ist nicht ausreichend für einen vernünftigen Urin-Trichter mit einem Tank darunter. Ich habe mich deshalb für ein zweiteiliges Design entscheiden, wobei der obere Teil (Sitz, Deckel, obere Hälfte des Trichters) eine Komponente ergeben. Dieses Teil kann in zwei Orientierungen eingesetzt werden, um die Lagerung oder die Benutzung zu ermöglichen. Die Animation zeigt diesen Prozess anschaulich.
Die gedruckten Trichter sehen ganz gut aus, und passen auch gut ineinander. Das Austreten von Flüssigkeit zwischen den beiden Hälften wird so ganz gut verhindert. Der obere Teil musste als vier separate Teile gedruckt werden, weil die nutzbare Fläche meines Druckers dafür zu klein ist. Die einzelnen Teile konnte ich ganz gut miteinander verbinden, indem ich die Kanten mit einem Lötkolben (auf geringer Hitze) leicht verflüssigt habe. Das funktioniert sehr gut, sieht allerdings ohne weitere Behandlung etwas unschön aus.

Ich stelle das aktuelle Design zur Verfügung, falls jemand seine eigene Version bauen möchte.
Geruch verhindern
Ein großer Problem bei portablen Toiletten ist der Geruch. Oft wird versucht, dies durch Chemikalien zu lösen, es lässt sich bei Trenntoiletten aber auch durch kostengünstige und natürliche Materialien beheben. Dabei wird für feste und flüssige Behälter jeweils eine eigene Lösung gefunden. Man kann Sägespäne, Kokosnussschalen oder Rindenmulch verwenden, um die Fekalien zu bedecken. So wird die Feuchtigkeit entzogen, die Kompostierbarkeit verbessert, und der Geruch gemindert. Für unsere Toilette, die wir vermutlich nur selten verwenden, werden wir wahrscheinlich einfach für jeden Stuhlgang eine eigene Tüte verwenden, und es danach entsorgen.
Der Urin wird in einem separaten Kanister aufgefangen, wofür nur ein Ventil benötigt wird, um keinen Geruch austreten zu lassen. Hierfür gibt es einige Kaufoptionen, die mir aber nicht als passend erschienen. Zunächst sind sie (für ein bisschen Kunststoff) relativ teuer, bauen zu hoch auf, und würden zusätzliche Montageteile benötigen, wodurch das Design wieder komplizierter wird.
Ich entschloss mich dewegen dazu, das Prinzip dieser Membranen in mein eigenes Design zu integrieren. Dafür nutze ich einen flexiblen Schlauch, den ich aus dem Finger eines chemikalienbeständigen Putzhandschuhs geschnitten ist. Eine kleine Klammer verschließt den Schlauch gegen Gerüche, und schafft gleichzeitig nur wenig Widerstand für durchfließendes Wasser. So bleibt kaum Flüssigkeit über dem Ventil zurück, was bei einem vorher entworfenen Siphon das Problem war.

Das Design funktioniert jetzt sehr gut, und das Ventil lässt sich einfach installieren und wechseln. Ein einziger Handschuh liefert sogar gleich vier Ersatzventile.
Auslaufen verhindern
Das Loch des Ventils ist nicht sehr groß, weshalb es möglich wäre, dass sich bei starkem Zulauf Wasser ansammelt. Allerdings schafft der Schlauch durch zwischen Kanister und Trichter eine gute Dichtung, wodurch hier keine Probleme entstehen. Der Befestigungsring am Kanister ist ebenfalls mit einem Dichtring versehen (auch aus dem Handschuh geschnitten), und wird in ein Gegenstück geschraubt, was auf der Innenseite des Kanisters anliegt.

Zwischen den beiden Hälften des Trichters könnte ebenfalls Wasser austreten, durch Versuche hat sich hier aber kein Problem gezeigt. Das Ventil scheint genügend groß zu sein.
Anordnung im Innern
Die Größe der Toilette ist haupsächlich beschränkt durch den Sitz, der groß genug sein muss um darauf gut sitzen zu können.

Der Freiraum um die Behälter ist nützlich, um weiteres Zubehör zu verstauen, wie zusätzliche Abfalltüten, Toilettenpapier und eine Flasche mit Essigverdünnung um den Trichter zu spülen. Ein zusätzlicher Beutel mit Sägespäne kann zum Bedecken und Austrocknen der Feststoffe genutzt werden.
Perfektes Maß
Das Schöne an einem eigenen Design ist die Anpassung der Größe an den im Bus verfügbaren Stauraum. Die Toilette ist etwa so groß wie ein Bierkasten, und passt dementsprechend genau in den Freiraum unter dem Bett, wo neben Bier auch unsere Campingstühle und Snowboards Platz finden.

Etwas mehr Unbeschwertheit
Die Toilette ist eine tolle Ergänzung für unseren Bus, da es uns etwas mehr Unbeschwertheit und Flexibilität verschafft. Sie passt auch vom Design perfekt zum restlichen Stil, und braucht nur wenig Stauraum. Es gibt natürlich noch einige Kinderkrankheiten zu beheben, beispielsweise sitzt man aktuell etwas auf der mittleren Trennwand auf. Aber diese Verbesserungen lassen sich mit kleinen Designänderungen beheben.
