Reisen

Haute Route

4. - 17. Juli 2023

Im Sommer 2021 hatten wir in Schweden eine dreitägige Wanderung mit Zelt auf dem Hallandsleden unternommen. Seitdem wollte ich nochmal eine längere Camping-Tour angehen, und so passte es gut, als Patrick mich letztes Jahr fragte, ob ich ihn auf der Haute Route begleiten möchte. Nach kurzem Zögern (angesichts der Länge und Intensität der Tour) entschloss sich auch Charlotte, uns zu begleiten.

Route

Die Routenplanung kam initial von Patrick, der am meisten Erfahrung damit hat. Obwohl stets von "der" Haute Route gesprochen wird, gibt es viele Möglichkeiten, den Weg von Chamonix (nahe des Mont Blanc) bis nach Zermatt (Nähe Matterhorn) zurückzulegen. Viele verfügbare Reiseberichte befassen sich mit der Wanderung als Hüttentour, wodurch natürlich deutlich weniger Gepäck benötigt wird. Wir wollten allerdings meist im Zelt schlafen, aber es waren auch gelegentliche Übernachtungen auf Hütten eingeplant. Das führte wiederum zu Anpassungen des geplanten Wegs, da manche Hütten geschlossen waren. Insgesamt gibt es einige mögliche Variationen der Tour, und auch die Länge der Tagesetappen kann relativ flexibel gewählt werden. Unsere Tour beinhaltet 13 Übernachtungen (davon vier auf Hütten), sowie eine weitere Nacht auf dem Campingplatz in Zermatt nach Ende der Tour.

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Der Weg überquert diverse Bergketten und verzeichnet daher eine große Anzahl an Höhenmetern. An vielen Tagen geht es zunächst nach oben, dann über einen Pass oder Übergang, und anschließend zurück ins Tal für die nächste Übernachtung. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, längere Etappen mit mehreren Steigungen, Übernachtungen an höhergelegenen Stellen, und Etappen im Tal.

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Vorbereitung

Bei der Buchung einiger Hütten hatten wir noch Glück, dass wir Plätze bekommen haben, da wir erst etwa zwei Monate vorher gebucht hatten. Die Hütte Cabane de Mont Fort war geschlossen, weswegen wir auf die Cabane de Louvie auswichen.

Neben der Buchung der Hütten mussten wir natürlich auch die passende Ausrüstung besitzen. Ich hatte eigentlich alles, bis auf einen ausreichend großen Rucksack. Mein eigener Versuch ist vermutlich noch nicht ausreichend getestet (und nicht wasserdicht), um guten Gewissens für eine solche Tour zu dienen. Weil ich aber an einem neuen Rucksack arbeite, wollte ich mir ungern noch einen weiteren kaufen. Deshalb beschloss ich, meinen Alpinrucksack zu nutzen. Der fasst zwar nur 40 Liter, mein Plan war allerdings, einige Dinge an den Seiten zu befestigen. Dafür benötigte ich noch Dry Bags mit Befestigungspunkten, was ich leider nirgendwo zu kaufen fand. Also musste wieder mal die Nähmaschine her, um selbst welche zu basteln. Das Ergebnis war erfreulicherweise sehr vertrauenerweckend, und ich hatte auch endlich herausgefunden, wie ich meine Nähte zuverlässig wasserdicht bekommen konnte.

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Drybag
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Damit war dann alles bereit, um meine Ausrüstung zusammenzustellen.

Hier meine kleine Packliste der wichtigsten Dinge:

Dazu kommen natürlich noch Essen, Trinken, diverse Kleinteile und Medikamente, sodass der Rucksack doch recht voll wurde.

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Ein weiteres Utensil sollte ein Temperaturlogger sein, um die Temperaturen vor allem während der Nacht aufzuzeichnen. Bei unserer Besteigung des Kilimanjaro hatten wir gefühlt eine sehr kalte Nacht bei der Gipfelbesteigung, konnten aber keine konkreten Zahlenwerte herausfinden. Außerdem wollte ich die Temperaturen nutzen, um meine Ausrüstung für zukünfige Touren besser abstimmen zu können, z.B. bei der Komforttemperatur des Schlafsacks.

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Temperatur-Logger
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Tag 1

7:15 Std
1460 m
14,5 km
2100 kCal

Um unsere Tour starten zu können, mussten wir uns erst mit Patrick treffen. Er war am Vortag mit dem Zug angereist, während wir schon einen Tag früher aus Spanien angekommen waren. Unser Treffpunkt war Visp, weil wir von dort aus mit dem Zug nach Chamonix fahren können, und nach Ende der Tour auch wieder hierhin kommen können.

Ohne großes Frühstück brechen wir kurz nach 7 Uhr von unserer Unterkunft auf. Unseren Bus stellen wir noch auf einen Langzeitparkplatz, dann wird noch ein letztes Mal der Rucksack gewogen. Ich trage 17,5 kg, Charlotte 16,3 kg. Patrick hat stolze 21,6 kg, gibt aber zumindest noch sein Kochgeschirr an mich ab. Dann geht es mit dem Zug Richtung Chamonix. Bei einem Zwischenstopp gibt es noch einen Kaffee am Bahnhof (für mich ein kleines Bier). Die letzte Bahn schlängelt sich dann bereits durch schöne Täler Richtung Ziel, und durch die Panoramafenster hat man einen guten Blick die umliegenden Berge. Im Ort gibt es noch ein Frühstück vor einer Bäckerei, sodass wir erst gegen 11:30 Uhr wirklich loslaufen.

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Über eine steile Schotterstraße geht es zunächst eine Weile bergauf, während die Sonne bereits gut für Schweiß sorgt. Der Rucksack fühlt sich schon jetzt sehr schwer an, obwohl ich noch gestärkt und ausgeruht bin. Nach einiger Zeit biegen wir dann auf einen kleineren Pfad ab, der deutlich schöner zwischen Bäumen am Hang entlang führt. Hier wird der Weg auch wieder flacher, wofür ich aufgrund meiner gereizten Ferse dankbar bin. Trotzdem erfordert die Strecke Kraft, und bei einer längeren Pause an einer Seilbahnstation spüre ich die Anstrengung bereits deutlich. Mittlerweile versteckt sich die Sonne aber öfter hinter Wolken, sodass es zumindest weniger schweißtreibend ist.

Nun geht es weiter Richtung Lac Blanc, einem kleinen, hochgelegenen See. Der Weg dorthin fordert mich aber noch etwas heraus, und auch Charlotte hat zu kämpfen. Dafür werden wir mit einem Blick auf kristallklares Wasser belohnt, umgeben von Eis und Schnee.

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Die berühmte Tarte der Hütte bleibt uns aber verwehrt, da wir zu spät dran sind. Uns bleibt also nichts übrig, als ein Stück zu unserem Lagerplatz abzusteigen, und unser Zelt aufzuschlagen. Auch hier hat man noch einen sehr schönen Blick auf die Bergketten, die im Sonnenuntergang langsam in Orangetönen erstrahlen. Nach einem guten Abendessen (vegetarische Bolognese mit Parmesan) und dem kurzen Besuch einiger Steinböcke geht es dann auch zeitig ins Bett. Wir sind gut erschöpft, und meine Uhr zeigt mir für heute mehr als 2400 aktive Kalorien an. Keine Ahnung, wie ich das alles wieder reinholen soll.

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Tag 2

9:20 Std
880 m
19 km
2000 kCal

In der Nacht regnet es mehrmals, aber unser Zelt hat damit keine Probleme. Bei Patrick sammelt sich etwas Kondenswasser im Biwak, aber das ist nicht weiter schlimm. Leider hat mein Temperaturmesser bereits aufgegeben, die Sensoren werden nicht mehr erkannt. Nach einem kleinen Frühstück (für mich gibt es Haferflocken mit Proteinshake) bauen wir unser (noch feuchtes) Zelt ab, und kommen mit Verspätung gegen 9 Uhr los. Es ist noch bewölkt, aber die Nebelschwaden des Morgens haben sich zumindest verzogen.

Zunächst stiegen wir ins Tal ab, um nach Montroc zu gelangen. Auf dem Weg begegnen uns viele andere Wanderer, was zu kleineren Wartezeiten führt. Insbesondere an den auf dieser Strecke vorhandenen Leitern dauert es etwas länger. Die machen aber trotzdem Spaß, und auch sonst ist es ein schöner, schmaler Weg über grüne Hänge, und mit tollem Ausblick. Obwohl es mir zu Beginn körperlich ganz gut geht, bin ich am Ende des Abstiegs relativ erschöpft. Mein Rucksack drückt an den Schultern und am Hüftknochen, weil die Polsterung nicht für das Gewicht ausgelegt ist.

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Bei einer Pause auf einer Wiese im Tal hilft aber eine große Portion Nüsse, und meine Merinojacke dient von da an als Polsterung für die Schultern. Damit kann dann auch der nächste Anstieg kommen, der uns über blühende Felder und mit kleineren Regenschauern zum Übergang Col de Balme führt. An der dortigen Hütte stärken wir uns mit heißer Schokolade, Cola, und Zitronenkuchen, dann folgt der letzte Abstieg für heute. Bei starkem Wind beginnen wir den Weg hinunter nach Trient auf steinigen Pfaden, was laut Hinweisschild 1,5 Std dauern soll. Tatsächlich brauchen wir selbst mit schneller Gangart deutlich länger, was Charlotte einigermaßen verärgert. Der Weg, der im unteren Teil relativ abschüssig durch einen Wald verläuft, sorgt zu diesem Zeitpunkt nicht gerade für bessere Stimmung. Letztendlich kommen wir aber dann trotzdem gegen 18:15 Uhr am Zeltplatz für diese Nacht an. Nach dem Essen bereiten wir unsere Ausrüstung soweit vor, das wir am nächsten Morgen schnell los kommen. Dann passiert aber nicht mehr viel, außer der Erkenntnis, das wohl ein Wackelkontakt am Kabel des Temperaturloggers die Probleme verursacht hat. Mal sehen, wie kalt es also in dieser Nacht wird.

Tag 3

8:20 Std
1280 m
15,6 km
1800 kCal

Auch heute Nacht hat es wieder geregnet, diesmal etwas heftiger. Unser Zelt hält zwar dicht, ist aber noch sehr nass (auch innen, durch das Kondenswasser). Also müssen wir es feucht einpacken, und später zum Trocken ausbreiten. Heute gibt es für mich wieder Haferflocken, Proteinshake, und ein paar Rosinen zum Frühstück. Relativ pünktlich brechen wir kurz nach 8 zu unserer heutigen Etappe auf. Zunächst geht es durch einen Wald, der herrlich nach Tannennadeln duftet. Es folgt ein Stück durch hoch gewachsene Pflanzen, bevor der Weg steiniger wird. Am späten Morgen erwischt mich wieder ein Leistungstief, vielleicht ist das ein regelmäßiges Vorkommnis. Trotzdem geht es stetig bergauf, und die Ausläufer des Glacier du Trient kommen immer besser in Sicht. Insgesamt ist es ein tolles Panorama, und das Wetter spielt auch mit.

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Der letzte Anstieg zum Fenêtre d‘Arpette, dem Übergang nach Campex-Lac, wird stetig steiniger und steiler. Am Ende werden häufiger die Hände statt der Wanderstöcke benötigt. Letztlich überwinden wir aber auch diese Hürde, und erreichen den für heute höchsten Punkt auf 2665 m nach 5 Stunden. Einer kurzen Pause folgt der Abstieg auf der Gegenseite, zunächst mit beschwerlicher Kletterei über ein großes Geröllfeld, ehe der Weg langsam zu festerem Untergrund wechselt. Insbesondere bis hierhin war der Weg nicht leicht, und bei weitem nicht für Gelegenheitswanderer geeignet. Und auch schon beim Aufstieg waren Passagen dabei, wo Trittsicherheit vonnöten ist, weil ein falscher Schritt schwere Verletzungen nach sich ziehen kann.

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Der Rest des Weges ist dann wieder relativ leicht, und führt uns noch durch ein kleines Waldstück und durch Wiesen zum Relais l‘Arpette, wo wir auf der Wiese neben dem Gasthaus unser Zelt aufschlagen dürfen. Auch eine Dusche ist hier möglich, und als Vorspeise zum Abendessen gönnen wir uns sogar noch eine Wurstplatte auf der Terrasse. Trotz dieser zusätzlichen Verköstigung und den Snacks während des Tages bezweifle ich stark, dass unser beträchtlicher Kalorienverbrauch durch unsere Nahrungsaufnahme gedeckt wird. Ich bin gespannt, wie lange das gut geht, und ob das bald auch körperlich sichtbar sein wird.

Tag 4

8:00 Std
315 m
22,6 km
1500 kCal

Heute Nacht regnet es nicht. Trotzdem muss unser Zelt kurz in der Sonne trocken, bevor es eingepackt wird. Ich trockne noch meine gestern gewaschen Socken und Boxershort auf der Wäscheleine, wo ich sie prompt beim Abmarsch vergesse, und meinen Fehler erst Mittags bemerke.

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Zumindest habe ich jetzt etwas weniger Gewicht auf den Schultern, die heute wieder sehr strapaziert sind. Eigentlich steht heute eine leichte Etappe an, die hauptsächlich bergab und in ebenem Gelände verläuft. Charlotte hat leider starke Regelschmerzen, was sogar einen zusätzlichen Boxenstopp erforderlich macht. Außerdem ist es relativ warm und sonnig, wodurch wir (und ich besonders) gut ins Schwitzen geraten.

Unsere Route führt uns zunächst über Champex-Lac, wo wir vor einer Bäckerei frühstücken, dann geht es nach Sembrancher. Dort decken wir uns im Supermarkt nochmal mit Snacks ein, und machen Mittagspause. Dann geht es weiter über Le Châble und Montagnier nach Champsec, wo wir heute unser Lager aufschlagen. Auch dort gibt es einen Supermarkt, sodass wir uns heute am Campingplatz einen kleinen Nachmittagssnack und ein im Fluss gekühltes Bier gönnen können. Auch die Füße dürfen ein kaltes Bad nehmen, was nach der langen Wegstrecke sehr gut tut. Ein schöner Sonnenuntergang beendet dann den ruhigen Abend.

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Tag 5

4:45 Std
1260 m
11 km
1600 kCal

In den frühen Morgenstunden regnet es kurz, sodass wir wieder ein nasses Zelt einpacken müssen. Ohne warmes Frühstück machen wir uns gegen 8 auf den Weg. Zunächst müssen wir ein Stück auf einer Straße gehen, und kommen auch durch kleine Dörfer. Auf später dann kleineren Wiesenwegen überwinden wir schon einige Höhenmeter, bis wir in Lourtier Mittag machen. Hier gäbe es auch die Möglichkeit mit einer Gondel nach oben zu fahren, was Charlotte in Erwägung zieht, dann aber doch verwirft. Ab hier führt der Weg steil auf den Berg, und es herrscht ein tolles Panorama. Man sieht sogar einen hohen Wasserfall, der auf seinem Weg nach unten vom Wind verweht wird.

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Zunächst von Wiesen gesäumt, später dann felsiger, führt uns der Weg stetig in die Höhe, und bereits nach kurzer Zeit kommt das Dach unserer heutigen Unterkunft in Sicht. Die Cabane de Louvie liegt auf 2250 m mit herrlicher Aussicht in einer kleinen Senke, die zum Teil von einem Bergsee ausgefüllt wird. Nach einer Runde am Salatbuffet und einer kurzen Pause in der Sonne wagen wir uns dann sogar für ein kurzes Bad ins kalte Wasser (gemessene 10°). Danach haben wir noch genügend Zeit zum Entspannen, Duschen, und Einrichten, bis das Abendessen serviert wird.

Als bevorzugt vegetarische Esser gibt es für uns nach der Suppe Reis mit Gemüse, was auch besser schmeckt als das Chili Con Carne. Abgerundet wird das von einer Pannacotta mit Apfelmus. Nach dem Essen bleibt nicht mehr viel zu tun, heute schlafen wir in einem 16er Zimmer. Ich will mir noch etwas die Beine vertreten, und sehe mich draußen um. Es verspricht ein ganz schöner Sonnenuntergang zu werden, allerdings versperrt ein Berg die Sicht.

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Auf der Rückkehr von einem Ausflug zur besten Sicht stolpere ich kurz, wodurch mein iPhone aus der Hand fällt und das Display auf einem Stein zerspringt. Es bleibt aber funktional, immerhin ein kleiner Trost. Mit diesem Missgeschick geht es dann ins Bett, morgen klingelt der Wecker wieder früh.

Tag 6

7:50 Std
1060 m
14,3 km
1900 kCal

Nach einer von gelegentlichem Schnarchen unterbrochenen Nacht geht es gegen 6:30 Uhr zum Frühstück. Gut gestärkt mit Brot und Müsli (sowie einem großen Lunchpaket im Gepäck) geht es dann los mit der heutigen Tour. Unser Weg führt zunächst am See entlang und nach oben, wodurch sich nochmal ein schöner Ausblick auf die Hütte und die gegenüberliegende Bergkette ergibt.

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Wir kommen in gutem Tempo voran, und erreichen nach 3,5 Std Col de Louvie, von wo es dann mit kleineren Höhenschwankungen weiter Richtung Col de Prafleuri geht. In dieser Höhe kann man in viele Richtungen blicken, und sogar noch den Mont Blanc erspähen. Nach einer weiteren Essenspause geht es dann wieder etwas tiefer, wobei noch weitere Schneefelder überbrückt werden müssen.

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Dann folgt der letzte große Anstieg für heute zum Col de Prafleuri auf 2987 m. Auch hier genießen wir etwas die Aussicht, unsere heutige Hütte ist sogar schon in Sicht. Dorthin müssen wir zwar noch mehr als eine Stunde absteigen, die Zeit vergeht aber recht schnell. Allerdings brennt die Sonne schon seit heute Morgen ohne Pause, und wir sind froh, unter die Sonnenschirme der Hütte zu entkommen, um dort einen kleinen Snack zu genießen, von Charlotte landestypisch stets „Apero“ genannt.

Nach dem Beziehen des 8er Zimmers mit drei älteren Herren und etwas Entspannung steht dann auch schon das Abendessen mit Kichererbsencurry und veganem Bananenbrot an. Danach folgt noch ein kleiner Verdauungsspaziergang, allerdings heute ohne große Aussicht.

Tag 7

9:00 Std
800 m
22 km
2100 kCal

Unsere Zimmergenossen stellen sich leider in mehrerlei Hinsicht als problematisch heraus. Obwohl zusammen unterwegs, teilen sie sich auf beide Seiten der Matratzenreihe auf, um uns dann von zwei Seiten mit Schnarchen zu beschallen. Dazu stehen sie nachts auch noch mehrfach auf, um zu guter Letzt um 4:30 Uhr aufzubrechen. Wir sind erst zwei Stunden später beim Frühstück, und beginnen dann zeitig mit unserem ersten Anstieg zum Col de Rouge. Nach dieser kurzen Einheit geht es wieder hinunter zum Stausee Lac de Dix, dem wir dann ein paar Kilometer Richtung Süden folgen. Nach einer kurzen Pause beginnen wir den Anstieg Richtung Dix.

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Nachdem wir etliche Höhenmeter überwunden haben, kommt zum ersten Mal das Ziel unserer Reise in Sicht: In einer Senke zwischen zwei Bergen erstreckt sich die Spitze des Matterhorns in den Himmel. Hier gibt es dann eine Abzweigung auf unserer Route, mit einer Alternative über einen kleinen Gletscher, die eventuell für uns interessant sein könnte.

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Nach kurzen Gesprächen mit anderen Wanderern auf dem Weg dorthin kommen wir aber zum Schluss, dass es wenig sinnvoll wäre, diesen Weg einzuschlagen. Wir gehen ein kurzes Stück zurück, und schlagen den „normalen“ Weg über ein Geröllfeld ein. Nach einem weiteren Anstieg in der prallen Sonne kommen wir kurz vor dem Pas de Chèvres zu einer interessanten Stelle mit einigen Leitern, die wir auf unserem Weg erklimmen müssen.

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Oben angekommen ergibt sich uns die Sicht auf das nächste Tal, in dem auch unser heutiger Zielort Arolla liegt. Der Abstieg ist zunächst unspektakulär, führt dann aber durch schöne Wiesen und Wälder nach unten.

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Im Ort gibt es dann einen kleinen Laden, in dem wir uns noch mit einigen Lebensmitteln eindecken können. Außerdem suchen wir noch den Outdoor-Laden nebenan auf, eigentlich auf der Suche nach Seife, oder einem Ersatzpaar Socken für mich. Dort machen wir aber eine ganz andere Entdeckung. Der Laden verkauft Merino-Shirts mit eigenem Design von der Haute Route. Wir hatten auf der Tour schon gescherzt, dass wir nach erfolgreichem Abschluss T-Shirts anfertigen sollten, und so wird dieses Vorhaben mit einem Spontankauf bereits jetzt umgesetzt. Schließlich haben wir die Hälfte der Route auch schon hinter uns.

Danach geht’s dann noch zum Campingplatz, der sehr schön angelegt und sauber ist, und damit in unserem Ranking auf den ersten Platz klettert. Hier gibt es nach dem üblichen Prozedere (Dehnen, Aufbauen, Klo, Dusche) noch ein reichhaltiges Abendessen mit frischem Brot und Käse, auch wenn mein Kartoffeltopf nach Erbrochenem aussieht.

Tag 8

9:00 Std
1450 m
17,5 km
2100 kCal

Am Morgen können wir nicht ganz so früh aufbrechen wie am Tag zuvor, da wir noch Backwaren beim Campingplatz bestellt haben. Um 8:25 Uhr starten wir Richtung Tal, während die Sonne noch hinter der Bergkette im Osten verborgen ist. Der Abstieg nach Les Hauderes führt uns zunächst an einem Flussbett entlang, dann durch schöne Blumenwiesen und kleine Waldstücke. Insgesamt ein schöner Weg, auch wenn wir an einer Stelle vorsichtig an zwei etwas scheuen Pferden vorbei laufen müssen, die jemand auf einem Feldweg abgestellt hat. Weil die Sonne bereits wieder am wolkenlosen Himmel brennt, gönnen wir uns im Ort zunächst eine Cola, und holen uns dann in einer kleinen Bäckerei noch ein Stück Kuchen. Dann geht es weiter Richtung La Forclaz, allerdings nicht ohne vorher die Mützen in einem Brunnen nass zu machen. Den Weg dorthin bewältigen wir in gutem Tempo, wie auch das anschließende Stück zu unserer Mittagsrast oberhalb eines Bergbauernhofs. Dort trocknen wir noch unser Zelt, und genehmigen uns die Sandwiches. Die sind vorzüglich, und bestärken noch das Ranking des Campingplatzes.

Danach geht es weiter mit schnellen Schritten Richtung Col de Tsaté, wo wir an einem kleinen Bergsee Pause machen. Im klaren Wasser ist auch eine kleine Schwimmeinlage möglich.

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Hier wäre ein guter Platz um die Nacht zu verbringen, es ist allerdings später Gewitter gemeldet. Deshalb beschließen wir, noch über den Col de Tsaté zu steigen, und auf der anderen Seite einen passenden Ort zu suchen, dort gibt es einen Bergsee auf ähnlicher Höhe. Beim Aufstieg ziehen schon die ersten Wolken zusammen, und am höchsten Punkt (2868 m) sieht es so aus, als könnte es jeden Moment regnen. Deshalb steigen wir schnell ab, um noch rechtzeitig unser Zelt aufbauen zu können. Unten am Lac de la Bayenna (eher ein Tümpel als ein See) sieht die Lage aber zunächst wieder entspannter aus, und wir können in Ruhe unser Lager aufschlagen, Wasser filtern und Essen kochen.

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Danach streikt allerdings der Wasserfilter, und wir müssen uns mit Micropur behelfen. Dann habe ich auch noch Verdauungsprobleme, und lege mich erstmal neben das Zelt. Nach einer Stunde hat sich mein Bauch und auch das Wetter wieder beruhigt, sodass Patrick erstmal wie gewöhnlich in seinem Biwaksack Platz nimmt. Gegen 1:30 Uhr zieht das schon viel früher erwartete Gewitter näher, und Patrick gesellt sich zu uns ins Zelt. Das wird etwas eng, funktioniert platztechnisch aber noch ganz gut. Der Regen wird stetig stärker, und auch Windböen rütteln zeitweise am Zelt. Blitze sind durch den dünnen Zeltstoff sichtbar, allerdings noch in einiger Entfernung, sodass noch einige Stunden unruhigen Schlafs möglich sind. Früh um 5:30 Uhr befindet sich das Gewitter dann direkt über uns, eine beängstigende und gleichzeitig faszinierende Situation. Unser Zelt hält dem prasselnden Regen jedenfalls stand, der mit dem Aufgang der Sonne langsam nachlässt.

Tag 9

2:30 Std
460 m
5,2 km
600 kCal

Durch den zusätzlichen Weg gestern Abend haben wir heute keine Eile. Als wir um 7:30 Uhr aufstehen hat sich das Gewitter verzogen, und die Sonne zeigt sich bald über den Bergen im Osten. Wir packen gemütlich ein, frühstücken aber nur spärlich. Dann geht es das letzte Stück hinunter ins Tal, wo wir nochmal kurz pausieren, und unsere Trinkblasen auffüllen. Von hier ist es nur noch ein kurzer Anstieg von etwa zwei Stunden bis zur Moiry Hütte, was auch schon das Ende unseres kurzen Tags darstellt. Der Aufstieg bereitet keine Probleme, bietet aber einen schönen Blick auf den Gletscher, der sich nahe der Hütte erstreckt.

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Bei schönem Wetter kommen wir passend zum Mittagessen oben an, und können danach in Ruhe duschen, und uns die Zeit zum Nachmittagstee vertreiben. Der neu angebaute Teil der Hütte bietet fantastische Panoramafenster, und läd ein einfach nur zu sitzen und die Aussicht zu genießen.

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Ursprünglich hatten wir noch die Besteigung des Pigne de la Lé Gipfels angedacht, aufgrund schlechter Verhältnisse aber auf morgen verschoben. Nach dem Abendessen (es gibt schon wieder Chili) dürfen wir ein Gewitter zur Abwechslung aus sicherer Entfernung beobachten. Danach geht es dann zeitig ins Bett, morgen steht wieder ein etwas längerer Tag an.

Tag 10

5:30 Std
330 m
11,3 km
1000 kCal

Auch heute Nacht haben wir wieder Glück, der einzige Zimmergenosse in unserem Viererzimmer schnarcht zeitweise lautstark. Trotzdem kommen wir um 5:30 Uhr gut erholt aus dem Bett, um nach einem guten Frühstück gegen 7 Uhr zu starten. Heute wollen wir einen neuen Versuch unternehmen, den Pigne de la Lé (3396 m) zu besteigen.

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Allerdings ziehen bereits seit dem Aufstehen Nebelschwaden durchs Tal, und während des Aufstiegs zum Col de Pigne verdichtet sich das zu einer trüben Nebelwand. Also verwerfen wir den Plan, und trinken oben if dem Col einen Gipfelschnaps, da es nun mit 3140 m den höchsten Punkt unserer Tour darstellt.

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Danach geht es durch den Nebel hinunter Richtung Tal. Auf der Hütte waren wir informiert worden, dass der Weg gesperrt sei, da er nicht mehr gewartet wird. Nach Rücksprache mit anderen Wanderern beschlossen wir, den Weg trotzdem zu nehmen, da uns das Risiko vertretbar schien.

Der erste Abschnitt stellt für uns direkt eine kleine Herausforderung dar. Es geht relativ steil hinunter, und das Geröll ist durch den Regen rutschig und instabil.

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Nach kurzer Zeit haben wir diese schwierige Passage allerdings passiert, wonach der Weg flacher und angenehmer begehbar ist. Nach einigen hundert Höhenmetern kommt auch die Vegetation zurück, und wir pausieren kurz, um unsere Sandwiches (die wie BigMacs rochen) zu essen. Dann müssen wir direkt unsere Regenjacken und -hosen anlegen, bevor die nun dichter fallenden Tropfen uns ganz durchnässen. Es folgt ein stimmungsvoller Abstieg durch eine verregnete, aber saftig grüne, in Nebelschwaden gehüllte Landschaft.

In der Nähe des Tals bricht langsam die Sonne durch die Wolkendecke, und beschert uns einen trockenen letzten Abschnitt, der an einem Fluss Richtung Zinal führt. Am Campingplatz außerhalb der Ortschaft können wir schon gegen Mittag unser Lager aufschlagen, es ist also auch eine der kürzeren Etappen. Den Nachmittag können wir für einen Spaziergang in den Ort nutzen, um dort einzukaufen und auf dem Dorfplatz ein Bier zu trinken.

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Damit neigt sich auch der zehnte Tag seinem Ende zu. Schon verrückt, wie schnell die Tour doch wieder dem Ende neigt. Und auch erstaunlich, wie schnell man sich an die Anstrengung und den Tagesablauf (inkl. früh aufstehen) gewöhnt.

Tag 11

8:20 Std
1240 m
19,8 km
2100 kCal

Als wir morgens aufwachen, ist es sehr feucht. Sowohl innen als auch außen ist unser Zelt nass, und auch alles außerhalb des Zeltes ist mit Wassertropfen überzogen. Außerdem fühlt es sich relativ kalt an, obwohl es immerhin 12° hat. Wir packen relativ träge zusammen und laufen erstmal Richtung Zinal, um dort im Supermarkt für Frühstück und Mittagessen einzukaufen. Dann geht es durch den Ort den ersten Hang hinauf, der durch die Westausrichtung noch etwas schattig bleibt. Durch bewaldetes Gebiet geht es zügig nach oben, bis sich die Sonne in den lichter werdenden Bäumen zeigt. Hier wird es wärmer, und die erhöhte Lage ermöglicht bereits eine gute Aussicht auf das darunter liegende Tal, und ferne schneebedeckte Gipfel. Unser Weg führt zunächst weiter Richtung Norden, ehe wir zurück nach Osten einbiegen. Unsere Mittagspause legen wir vor dem letzten Anstieg ein, wo wir uns ein großes belegtes Baguette gönnen, und unsere nassen Sachen in der Sonne zum Trocknen auslegen.

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Nun geht es weiter nach oben zum Übergang Forcletta, der mit 2874 m der heutige Höhepunkt ist. Der Abstieg auf der anderen Seite ist steil und bringt uns schnell nach unten, ermöglicht uns nach kurzer Zeit aber einen schönen Blick auf das Weisshorn, mit 4505 m einer der höchsten Gipfel der Gegend. Hier verläuft unsere Route kurz auf einer Straße, dann windet sich der Pfad wieder durch ein Waldstück nach unten. Im Tal müssen wir noch ein Stück nach Süden, um ein geeignetes Fleckchen für unser Zelt zu finden. Heute sind wir neben einem kleineren Fluss auf einer Wiese, wo wir die letzten Minuten der Sonne genießen können, bevor sie hinter den Bergen verschwindet. Leider hat diesmal Charlotte nach dem Essen Verdauungsbeschwerden, hoffentlich wird das bis morgen wieder.

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Tag 12

10:15 Std
1230 m
26,4 km
2700 kCal

Auch heute ist unser Zelt wieder feucht, aber nicht so sehr wie gestern. Das Frühstücken und Zusammenpacken geht heute schneller von der Hand, sodass wir um 7:30 Uhr starten können. Zunächst müssen wir ein Stück des Weges gestern zurück, dann relativ eben nach Gruben.

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Von dort steigt unser Weg wie gestern im Schatten der bewaldeten Berge nach oben, bis wir nach einiger Zeit von der Sonne begrüßt werden. Was zunächst eine angenehme Änderung darstellt, wird schnell zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Im windstillen Hang vergehen die Minuten nur zäh, dennoch dürfen wir kurz nach Mittag einen neuen Anblick genießen: Das Tal nach Zermatt. Aber noch stehen dem Ende unserer Tour anstrengende Etappen voraus, angefangen mit dem Abstieg nach St. Nikolaus. Vom Augstbordpass auf 2893 m müssen wir bis auf 1090 Meter absteigen. Trotz der nachlassenden Kräfte können wir die Schönheit der Landschaft noch genießen. Eine kleine Kletterpartie über eine Geröllfeld geht in einen szenischen Weg über, der uns langsam den Blick auf das ferne Ende des Tals ermöglicht.

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Auf der Gegenseite thront der mächtige Dom in den Himmel, mit 4545 m deutlich höher als das Matterhorn. Hier geht es weiter hinunter durch ein kleines Bergdorf neben der Seilbahn, die unseren Abstieg so viel leichter machen könnte. Doch wir gehen stur weiter, und vertrösten uns mit dem Gedanken, dass im Tal eine Pizza auf uns wartet.

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Vorher benötigen wir noch Verpflegung für den morgigen Sonntag, und zu unserem Schreck schließt der letzte Supermarkt um 17 Uhr. Also müssen wir uns auf dem letzten Stück auch noch beeilen, sind aber doch noch mit ausreichend Zeit am Ziel. Nach einer kleinen Stärkung suchen wir dann ein Restaurant, was uns Pizza bieten kann. Das dubiose Etablissement bleibt mit einer teigigen Pizza allerdings hinter unseren Erwartungen zurück. Immerhin satt und etwas erholt (und ich mit einem Wespenstich im Finger) müssen wir noch einen Schlafplatz finden. Der einzige eingezeichnete Ort ist allerdings ungeeignet, also begeben wir uns in Richtung Randa auf die Suche. Erst nach weiteren 4 Kilometern werden wir in einem kleinen Waldstück neben einem Fluss fündig. Es gibt hier allerdings keine Wasserquelle, also gehe ich nochmal los, um im Ort gegenüber zu suchen. 3 Minuten von unserem illegalen Lagerplatz entfernt befindet sich die Pizzeria Mamma Mia, die einen viel besseren Eindruck gemacht hatte, aber für unser Abendessen zu weit entfernt war. Nach einigem hin und her hole ich noch eine Pizza Margarita, die trotz unserer vollen Bäuche sehr gut schmeckt, und auch unser Kaloriendefizit des heutigen Tages (über 3000 kCal aktiv) etwas mindert. Durch die Hitzewelle in Europa ist es auch hier relativ warm, bei angenehmen 19° begeben wir uns nach diesem langen Tag ins Bett.

Tag 13

4:50 Std
990 m
10,7 km
1200 kCal

An unserem spontanen Lagerplatz können wir ungestört nächtigen, selbst das nahe Bahngleis stört nicht. Es bleibt mit 16° relativ warm in der Nacht, und unser Zelt ist nur minimal feucht. Nach einem kurzen Frühstück auf einer Bank mit den gestern gekauften Backwaren geht es Richtung Randa. Im Ort finden wir eine kleine Unterkunft mit Restaurant, die zwar etwas dubios aussieht, aber einen vernünftigen Kaffee serviert. Dann geht es auch schon wieder den Hang hinauf, diesmal zu unserem letzten großen Anstieg der Tour. Über einen relativ steilen Waldpfad gelangen wir stetig höher, allerdings ist der Weg deutlich stärker besucht als die meisten anderen unserer Etappen. Nun steht noch ein kleines Highlight an: Die längste Hängebrücke der Welt (494 m), die hoch über ein Geröllfeld führt. Uns allen ist etwas mulmig, während wir über die wackelnde und schwingende Konstruktion wandern. Auf der anderen Seite ist es nur noch ein kleines Stück zur Europahütte, die wir kurz nach Mittag schon erreichen. Zumindest beschert uns die lange Tour gestern nun einen freien Nachmittag. Wir gönnen uns einen kleinen Snack und ein paar Bier, duschen, und waschen unsere Kleidung.

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Zum Abendessen gibt es für uns Hähnchen-Curry, obwohl wir eigentlich vegetarisch angeben hatten (das sah auch deutlich leckerer aus). Nach dem Essen genießen wir noch eine Weile die Aussicht, dann ist auch schon Zeit für unsere letzte Nachtruhe auf der Tour.

Tag 14

7:30 Std
880 m
19,7 km
2000 kCal

Frühstück auf der Europahütte startet erst um 7 Uhr, deshalb bleiben wir bei unserer üblichen Weckzeit von 6:30 Uhr. Wir packen allerdings unsere Rucksäcke schon fertig, und brechen nach dem Essen direkt auf. Unsere Etappe ist heute nochmal relativ lange, doch immerhin mit weniger Höhenmetern als an anderen Tagen. Zunächst überqueren wir nochmal die Hängebrücke, allerdings mit deutlich weniger Sorgen als gestern.

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Man gewöhnt sich erstaunlich schnell an solche Dinge. Dann biegen wir vom bereits bekannten Weg ab, und steigen nochmal einige hundert Meter auf, viel mehr als ich erwartet hätte. Der Weg durch lichten Wald ist aber angenehm, und führt uns weiter östlich, sodass wir bald die Spitze des Matterhorns zwischen den Bäumen erspähen können. Nach einigen weiteren Minuten Richtung Süden kommt der berühmte Gipfel noch besser in Sicht, zu unserem Glück auch gut sichtbar. Einen kurzen Moment der Bewunderung gönnen wir uns, dannsetzen wir unseren Weg dort, der nun ohne große Höhenänderungen an grünen Anhängen entlang verläuft. Er biegt dann in ein kleineres Tal ein, und der Pfad schmiegt sich eng an imposante Felswände, bevor wir an der Gegenseite nochmal einen schönen Blick auf das Weisshorn werfen können. Wir bleiben lange auf dieser Höhe, und immer wieder erhebt sich das Matterhorn mächtig in der Ferne zwischen einzelnen Bäumen und Felsen, stets etwas größer und näher. Dann müssen wir nochmal in ein großes Tal einbiegen, und auch hier bietet sich ein schönes Panorama mit Gletschern und schneebedeckten Bergen. Nach diesem größeren Umweg halten wir zur Mittagsrast, wieder mit gutem Blick auf unser Ziel.

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Stunden später beginnt dann langsam unser Abstieg ins Tal, Zermatt ist jetzt schon gut zu sehen. Auch die restliche Bergkette um das Matterhorn (wie das Breithorn) sind nun schön am Horizont zu erkennen. Insgesamt ist die Strecke auch für eine Tagestour sehr empfehlenswert. Der Abstieg in den Ort zieht sich dann doch noch etwas, sodass die lang antizipierte Ankunft im Dorf noch etwas auf sich warten lässt.

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Insbesondere Charlotte ist durch den langen Abstieg wieder von Schmerzen geplagt, kämpft sich aber bis unten durch. Hier braucht sie dann eine Pause, aber unser Ziel ist erreicht, und das ganz ohne Hilfsmittel wie Lifte oder Busse. So können wir unsere T-Shirts mit stolz tragen, und uns erstmal auf dem Campingplatz einrichten. Dann erkunden wir kurz die Stadt, auch um uns einen geeigneten Ort für unser verdientes Käsefondue zu suchen. Mit Blick auf das Matterhorn lassen wir so den Abend vergehen, und auch am Campingplatz gibt es noch Snacks und Bier.

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Hier treffen wir auch einen Polen und eine Tschechin wieder, die wir schon mehrmals auf der Strecke gesehen hatten. Wir haben allerdings niemand anderen getroffen, der die Tour mit Zelt und ohne zusätzliche Verkehrsmittel beendet hat. Einige Zeit später können wir dann zufrieden und erschöpft ein letztes Mal in unsere Schlafsäcke kriechen, womit auch dieser Tag sein Ende findet. Und morgen können wir endlich mal wieder ausschlafen.

Anstrengend, aber lohnenswert

Es ist schon verrückt, wie schnell selbst eine 14-tägige Tour wieder vorbei ist, auch wenn zwischendurch anstrengende Passagen so schleichend vergehen. Die vielen langen Etappen bieten viel Zeit zum Nachdenken, aber auch zum gegenseitigen Kennenlernen. Und die Bewegung an der frischen Luft, die Schönheit der Natur, der schlichte Lebenstil, und die gemütliche Zelt- und Hüttenatmosphäre bilden ein unglaublich schönes Gesamterlebnis. Aber natürlich gibt es auch beschwerliche Momente, vorübergehende Schmerzen und erschöpfende Passagen. Zu Beginn der Tour war ich von der Anstrengung etwas überrascht, nach ein paar Tagen spürte man dann aber eine deutliche Gewöhnung. Trotzdem würde ich die Tour (zumindest mit Zelt) nur sehr geübten Wanderern empfehlen, insbesondere da es auch schwierige Passagen auf der Route gibt. Und es war mal wieder ersichtlich, wie entscheidend die richtige Auswahl der Ausrüstung ist. Den richtigen Kompromiss zwischen Minimalismus und Komfort zu finden ist alles andere als trivial, und man lernt bei jeder Tour mehr über sich und die eigenen Bedürfnisse. Ich habe auf jeden Fall viel gelernt, gesehen, und erlebt auf dieser Wanderung, und ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer.