Reisen

Wintersport 2023

Einmal mit allem, bitte!

21. Januar - 28. Februar 2023

Es ist endlich wieder Zeit für Wintersport! Seit 2020 hatten wir nicht mehr die Möglichkeit, zum Snowboarden in die Berge zu fahren. Zunächst war es durch die Pandemie nicht möglich, und 2022 waren wir mit der Vorbereitung auf unseren Tansania-Urlaub und die Kilimanjaro-Tour ausgelastet (sportlich und finanziell). Diese Saison ergab sich zunächst ein einwöchiger Snowboardurlaub mit einer größeren Gruppe aus dem erweiterten Freundeskreis in einer Selbstversorger-Hütte im Tal des Skigebiets Montafon.

Glücklicherweise änderte sich das zum Jahresübergang extrem warme Wetter vor dem Urlaub zu kalten Temperaturen mit einigem Neuschnee, wodurch uns gute Bedingungen geboten wurden. Das Wetter war die ganze Woche herrlich sonnig, auch wenn es an einigen Tagen mit -10°C etwas kalt wurde.

image

Anfangs hatte ich etwas bedenken, mit einer größtenteils unbekannten Truppe eine Woche auf engstem Raum zu verbringen, aber diese Sorge erwieß sich als unbegründet. Bis auf kleine Unstimmigkeiten bei Gesellschaftspielen (die mich bekanntermaßen eher weniger begeistern) war es eine sehr harmonische Runde. Durch abwechselndes Kochen wurden wir auch jeden Abend mit tollen Gerichten versorgt, was zusammen mit den üppigen Mittagstischen auf den Hütten zu einer stark erhöhten Kalorienaufnahme führte. Der tägliche Sport erforderte das aber auch, und so konnten selbstgemachte Pizza, Käsespätzchen, Chili & co. mit gutem Gewissen genossen werden.

Snowboarden

Wir starteten am Sonntag mit einem Tag auf dem Snowboard, was erfreulicherweise das Sportgerät der Wahl für die meisten aus unserer Gruppe war. Ich klemmte mich direkt an die besten Fahrer der Gruppe, wodurch ich stärker an meine Grenzen gehen konnte, insbesondere abseits der präparierten Pisten. Leider gab es nicht genug Neuschnee für wirklich freie Fahrt im Tiefschnee, deshalb musste bei den Abfahrten auf Steine und Löcher geachtet werden.

Ein Hang auf der Nordseite zwischen zwei Pisten bot dennoch einige unberührte Flecken, wodurch mehrere Abfahrten für unsere kleine Gruppe möglich waren. Durch gegenseitiges Filmen entstand auch amüsantes Videomaterial, inklusive eines spektakulären Sturzes meinerseits (glücklicherweise ohne Verletzungen).

Nach einigen Abfahrten wurde dann noch die Talabfahrt versucht, auch wenn sie offiziell nicht freigegeben war. Die eisige Abfahrt wurde zu allem übel auch noch beschneit, was es zu einer ordentlichen Herausforderung machte. Der Schnee fror bei jeder Durchfahrt direkt an der Skibrille fest und sorgte für extrem eingeschränkte Sicht. Zumindest wirkte man dadurch sehr abenteuerlich.

image

Leider zeigte sich am Abend, dass ich durch einen Kontakt mit einem Stein einen üblen Kratzer in mein Board gefahren hatte. Glücklicherweise hatte ich mich vor der Tour entschieden, mein Board selbst zu flicken und zu wachsen. So war ich im Besitz aller nötigen Utensilien zur Reparatur, die ich noch am Abend vornehmen konnte. Einzig das Wachsbügeleisen hatte ich leider vergessen, und so blieb das Board bis zum Ende des Urlaubs ungewachst.

image

Einstieg ins Skitouring

Für den zweiten Tag hatten Charlotte und ich einen Einsteigerkurs für Skitouren gebucht. Wir wollen im März einen mehrtägigen Kurs für Touren mit dem Splitboard belegen, und uns vorab schon mit den Basics vertraut machen.

Die Gruppe bestand aus acht Teilnehmern mit unterschiedlichen Leveln an Skierfahrung, allerdings alle eher weniger erfahren. Ich hatte seit fast 20 Jahren nicht mehr auf Skiern gestanden, und auch bei Charlotte war es ähnlich lange her.

Nach einer kurzen Einführung in die Bedienung der Lavinensuchgeräte ging es dann auch schon auf die Skier, um an einem kleinen Hang den Aufstieg inklusive Spitzkehren zu üben. Das stellte keine große Schwierigkeit dar, auch wenn man erstmal Vertrauen in die Haltekraft der kleinen Häärchen der Skifelle entwickeln muss.

Dann stand allerdings die Feuertaufe des Kurses an, als unser Kursleiter uns direkt den Hang im Tiefschnee abfahren lies. Ohne Übung war das für uns schon etwas beunruhigend. Irgendwie mussten wir aber den Hügel wieder hinunter, also blieb uns nichts anderes übrig. Erstaunlicherweise überstanden wir beide die Abfahrt ohne Sturz, was ich bei der Steilheit des Hanges doch als wahrscheinlich empfunden hatte.

Leider war der Kurs dann durch das Mittagessen bereits unterbrochen, und am Nachmittag gab es nur noch etwas Theorie. Wir hätten gerne noch ein bisschen erfahrung im Gelände gesammelt.

Unser Kursleiter (der uns zu dem Zeitpunkt noch unbekannt war) klärte uns aber über einige wichtige Dinge auf, wodurch wir zumindest einen guten ersten Einblick ins Skitouring bekommen haben.

Es stellte sich dann auch heraus, dass wir den gleichen Lehrer auch für unseren Kurs im Eisklettern haben würden, der für Donnerstag angesetzt war.

Bei der Rückgabe unserer Ausrüstung machten uns andere Kursteilnehmer darauf aufmerksam, dass unser Bergführer offenbar ein bekannter Bergsteiger war. Bei der abendlichen Recherche stellte sich dann heraus, dass es sich um Beat Kammerlander handelte, der bereits extrem schwierige Touren wie die Besteigung der Eiger Nordwand gemeistert hatte, und zu den besten Bergsteigern der Welt gehörte. Das erhöhte die Vorfreude auf das Eisklettern natürlich nochmal deutlich.

Eisklettern

Treffpunkt dafür war das Madlenerhaus, wohin man interessanterweise nur über eine Gondel und anschließende Busfahrt kommt. Weil wir nicht zu spät kommen wollten, hatten wir die erste Fahrt genommen, und standen promt vor verschlossenen Türen, weil wir 30 Minuten zu früh waren. Nach einem kleinen Morgenspaziergang gegen die Kälte erschien auch Beat, allerdings mussten wir noch auf die anderen beiden Kursteilnehmer warten, die sich verspäteten.

Nach der Materialausgabe und Anprobe der Steigeisen ging es dann direkt runter zur Eiswand, die vor dem Haus durch eine künstliche Bewässerung angelegt wurde.

image

Die bereits schön in der Sonne funkelnde Wand machte direkt Lust loszulegen, aber zunächst mussten wir uns etwas Technik zeigen lassen. Prinzipiell ist Eisklettern nicht schwierig, allerdings hilft eine gute Technik für effizienteres Vorwärtskommen, ähnlich wie beim Sportklettern. Anders als dort hat man aber die Möglichkeit, sich seine Tritte und Griffe selbst zu schlagen, wodurch es sich ganz anders anfühlt. Und es ist extrem anstrengend, die schweren Eispickel ständig einzuschlagen. Schließlich hält man die Eisgeräte ständig über Kopfhöhe, was selbst bei geringen Gewichten schnell ermüdet.

image

Charlotte durfte als Zweite in die Wand, und hatte keine Probleme, den flacheren Teil der Eiswand zu erklimmen. Danach war ich an der Reihe. Leider war schon viel Zeit vergangen, auch weil die andere Teilnehmerin zu Beginn so lange gebraucht hatte. Deshalb entschied ich, direkt in die steile Route einzusteigen, weil es nicht genug Zeit für einen zweiten Anlauf geben würde. Die ersten paar Meter klappten auch ganz gut, dann merkte ich aber schnell die Erschöpfung.

image

Leider hatte ich auch ein Handicap durch mein schmerzendes Handgelenk, was ich mir zwei Wochen vorher verdreht hatte. Wirklich problematisch wurden dann aber meine Steigeisen, die für Eisklettern nicht gut geeignet waren. Eigentlich könnte ich mit meinen Schuhen Steigeisen nutzen, die hinten einen Hebel zum Einklemmen besitzen. Von diesen gab es aber nur ein Paar, welches Charlotte bekam. Ich musste dann mit Körbchen arbeiten, die prinzipiell um jeden Schuh geschnallt werden können. Dadurch besitzen sie aber auch nicht den besten Halt, und nach einigen Metern in der Wand merkte ich, wie die Steigeisen an den Schuhen verrutschten. Schon vorher hatte ich das Gefühl, meine Füße nicht stark belasten zu können, jetzt rutschte ich an der Ferse komplett aus den Steigeisen. Damit war der Aufstieg für mich zu Ende, denn ohne sicheren Tritt funktioniert Eisklettern nicht.

Charlotte durfte noch ein zweites Mal in die Wand, danach war der kurze Einsteigerkurs auch schon fast beendet. Wir packten noch die Ausrüstung zusammen und steigen zurück zur Hütte, wo bereits die Nachmittagsgruppe auf ihren Kurs wartete. Die waren dann sehr überrrascht und erfreut, als sie Beat Kammerlander erkannten, der ihnen das Eisklettern zeigen würde.

Wir durften uns dann erstmal ein Mittagessen gönnen, was auf der Madlenerhütte wirklich gut ist.

Langlauf

Den Nachmittag wollten wir dann noch für weiteres sportliches Programm nutzen. Es hätte sich zeitlich nicht gelohnt, noch ins Skigebiet zu fahren, weshalb wir uns am Morgen noch Langlaufausrüstung geliehen hatten. Rund um das Madlenerhaus gibt es verschiedene Loipen, an denen wir uns den Rest des Tages austoben wollten.

image

In unserem Übermut hatten wir uns Skating-Ski geliehen, was aus meiner Sicht die deutlich spannendere Langlauf-Variante ist. Allerdings haben wir beide nur begrenzte Erfahrung damit, und so war die erste Loipenrunde eine recht wackelige Angelegenheit.

Danach wurde es bei uns beiden aber langsam besser, auch wenn ich mein schmerzendes Handgelenk dabeit weiter belastete. Trotzdem war es schön, mal wieder Langlauf zu betreiben. Das letzte Mal war schon 3 Jahre her, als wir einen Biathlon-Kurs in Obertauern gemacht hatten. Darauf hätte ich auch mal wieder Lust.

Nach ein paar Runden saßen wir noch kurz auf der Hütte, während wir auf den Bus warteten, der uns zur Gondel bringen würde. Das gab uns die Gelegenheit, nochmal mit Beat zu sprechen. Es ist extrem beeindruckend, was er bereits alles gemacht hat, und auch in seinem Alter (aktuell 64) noch unternimmt. Beispielsweise bereitet er einen Kunden gerade darauf vor, mit ihm zusammen die Eiger Nordwand zu besteigen. So fit wäre ich in dem Alter auch gerne noch.

Mehr boarden

Zwischen dem Skitouring-Kurs und dem Eisklettern wurde fleißig das Snowboard genutzt, und auch der letzte Tag auf der Piste wurde dann nochmal dem Snowboard gewidmet.

Das Skigebiet Silvretta-Montafon ist zweigeteilt, deshalb entschieden wir uns jeden Tag neu, in welchem Gebiet wir fahren würden. Das Gebiet Nova ist größer, und war am ersten und letzten Tag unser Ziel. Am Hochjoch gibt es weniger Pistenkilometer, dort hatten wir aber eine gute Abfahrt im Tiefschnee gefunden, und hier gibt es auch einen Fun Park. Den hatten wir für zwei Tage auch ausprobiert, auch wenn es bei mir außer ein paar kleinen Sprüngen und ein paar Boxen nicht viel zu sehen gibt. Irgendwann will ich auch mal einen 180 oder 360 können, dazu hat es aber in dieser Woche nicht gereicht. Trotzdem waren es sehr spaßige Tage auf dem Board, auch wenn die Bedingungen mangels Neuschnee zum Ende der Woche hin schlechter wurden. Insgesamt hatten wir aber richtig gutes Wetter mit viel Sonne und kalten Temperaturen Nur gelegentlich gab es etwas Nebel, allerdings meist im Tal, und nur am letzten Tag auch auf der Piste.

image

Nach 6 Tagen ganztägigen Sportprogramms spürte ich dann aber schon eine gewisse Müdigkeit in den Knochen, und auch die Blessuren mehrerer Stürze machten sich langsam bemerkbar. Ein letzter Abend auf der Hütte mit selbstgemachter Pizza war dann ein guter Ausklang der Woche, bevor es am Samstag Richtung Heimat ging. Glücklicherweise besteht diese Wintersaison nicht nur aus einem Urlaub, im März geht es dann nochmal zu einer mehrtägigen Snowboardtour nach Stubai. Das wird unsere erste Erfahrung mit Splitboard im Gelände, das verspricht spannend zu werden.